Allgemeine Diskussionen & TV-Sender, die in keines der anderen Foren passen (z.B. Tele 5, Eurosport, Comedy Central)
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Die Synchronsprecherin Kellina Klein (u.a. Shannen Doherty in "Beverly Hills 90210") ist in dem Beverly Hills 90210-Fanforum sehr aktiv und hat dort einen Thread namens "Synchron - Hinter den Kulissen" eröffnet, in dem sie in 13 Abschnitten den/die komplette/n Arbeitstag/e einses Synchronsprechers erläutert - und nicht nur das...: (ACHTUNG! SEHR LANGER TEXT aber interessant)
Kellina Klein hat geschrieben:Die Fachbegriffe schreibe ich beim ersten Mal groß und erkläre sie....


Der Werdegang einer z.B. amerikanischen Fernsehserie bis sie synchronisiert im deutschen TV zu sehen ist

Teil 1

Die Staffel, die in Amerika schon zuvor im Fernsehen lief ,wird auf VHS und mit einem sogenannten TIMECODE im Bild- einer Zahlenleiste die nicht nur die Sekunden, Minuten und Stunden je Folge hochzählt, sondern sogar die Bilder zählt- zu einem Redakteur einer Fernsehanstalt geschickt.Mit dazu geschickt wird ein Dialogbuch, allerdings in Englisch. Der Redakteur sucht sich eines der Tonstudios aus, die es in Berlin, München oder Hamburg gibt.
Das Tonstudio gibt diese Originalfolgen und den englischen Text an einen Übersetzer weiter, der nur die Aufgabe hat, den Text so zu übersetzen wie es im Original gesprochen wurde. Diese Übersetzung nennt man ROHÜBERSETZUNG und hat mit Synchron noch nichts zu tun.

Teil 2

Die Rohübersetzung und die englische Fassung wird samt Video-Tape (mittlerweile wird allmählich auf CD umgestellt) an den DIALOGBUCHAUTOR weitergegeben.Die Tätigkeit, die er macht nennt sich "CHECKEN", d.h. er muss nun die Texte inhaltsmässig so belassen, aber die richtigen Wörter suchen, so dass es synchron aussieht und das ist gar nicht so leicht-vor allem wenn´s um Redewendungen, Witze , Anspielungen oder Fachbegriffe geht.
Das Gerät, dass er dafür benützt, ist ein Videoabspielgerät in hoher Qualität das eine ganz besondere Funktion hat: man kann per Hand in Slow-Motion zurückspulen und zwar Bilderweise, so dass man jede einzelne Mundbewegung sieht auf dem Monitor. Er muss dann durch Probieren der Wörter und Sätze das so lange machen, bis es LIPPENSYNCHRON ist. Für eine Folge á 45 min. sind das etwa 3-5 Tage, je nachdem wie schnell derjenige ist oder wieviele Stunden er davor sitzt. Diese Tätigkeit wird überwiegend freiberuflich ausgeübt und man bekommt pro Folge ca. 300-500 €. Der Timecode ist da natürlich sehr wichtig. Ein Beispiel war z.B. in der Folge "Leichen im Keller": Im Original hieß es "Slumberparty"-wir hätten lieber Pyjamaparty genommen, aber bei "P" sind die Lippen geschlossen (man nennt das LABIAL), während bei "Slu..." der Mund geöffnet ist! Das sieht natürlich schrecklich aus, also welches Wort passt, hat aber mit "Schlafen-Schafanzug etc." zu tun? Da war das Wort "Schlu-mmerparty" das, was dem synchronen am nächsten kam....Probiert es mal aus Bild

Teil 3

Während der Dialogbuchautor schreibt, organisiert die AUFNAHMELEITUNG nach Absprache des REGIESSEURS oder sogar des Redakteurs der Sendeanstalt (dann gibt´s ein PROBESPRECHEN), die Besetzung der Haupt-und großen Nebenrollen, nachdem er sich den Film oder die Folge angesehen hat. Für die anderen Rollen (jede einzelne Rolle muss besetzt werden, sogar eine MENGE-auch MASSE oder ENSEMBLE genannt-damit steigt man ins Synchrongeschäft ein!) hat er freie Wahl und trifft alleine die Entscheidungen. Der beste Freund des Synchronspechers ist definitiv der Aufnahmeleiter Bild Bild
Falls ein Probesprechen vorgegeben wird, werden mehrere Sprecher vom Aufnahmeleiter eingeladen und sprechen eine Frequenz aus einer oder mehreren Szenen. Eventuell auch noch auf andere Rollen.
Bei Beverly hatte ich eine Szene, wie Kelly und Brenda sich im Chemie-Lab zum ersten Mal treffen und Brenda trifft ihren Bruder während einer Schulpause-alles aus dem Piloten. Ich hatte auch für Kelly probiert u.a. die Szene, wo sie im BMW sitzt und Steven trifft.
Diese Probe wird mit Namen und Rolle, die der Sprecher vor Beginn der jeweiligen Szene aufgenommen hat, an die Redaktion geschickt, wo der Redakteur die Wahl trifft-in dem Fall RTL-und nun heißt es Geduld. Hört man innerhalb einer Woche wieder etwas vom Aufnahmeleiter, dann hat man die Rolle bekommen. Hört man gar nichts mehr hat´s diesmal nicht geklappt.
Der Sprecher, der eine der Rollen bekommen hat, bekommt eine OPTION vom Aufnahmeleiter, d.h. man bekommt die Zeiten durch von dem AUFNAHMEBLOCK, eventuell auch gleich mehrere Blöcke. Der Sprecher muss sich diese Zeit freihalten oder dem Aufnahmeleiter mitteilen, an welchen Tagen er keine Zeit hat oder vielleicht nur einen halben. Hat der Sprecher keine weiteren Termine bei Bekanntgabe des Blockes, bekommt der Aufnahmeleiter eine ERSTOPTION. Sollte der Sprecher von einem anderen Aufnahmeleiter einer anderen Produktion eine weitere Option in diesem Zeitraum bekommen, so ist dies eine ZWEITOPTION u.s.w. Der Aufnahmeleiter der Erstoption hat vorrang vor dem mit der Zweitoption u.s.w. Die Terminabsprachen machen die Aufnahmeleitungen dann unter einander ab-der Sprecher muss lediglich dem Aufnahmeleiter der jeweiligen letzten Option die anderen Optionen mitteilen.
Diese Optionen sind für den Sprecher noch nicht bindend, d.h. ich habe für Brenda noch eine Option für die 5.Staffel bekommen, falls sie doch noch mal aufgetaucht wäre...Optionen werden soweit im vorraus wie möglich gegeben, damit alle Seiten gut planen können, manchmal sogar für ein Jahr!

Meine ersten Blöcke bei Beverly waren:

30.03.92-20.04.92
15.05.92-30.05.92
09.06.92-05.07.92
14.09.92-30.09.92
25.10.92-08.12.92

Allerdings wurde die Serie ja im Herbst 1990 zum ersten Mal ausgestrahlt, so hatten wir einiges noch zum aufholen....

Teil 4

Der Termin des Blockes rückt immer näher- der Aufnahmeleiter ist nun bestens informiert über die Termine des Sprechers in anderen Produktionen oder gegebenenfalles andere Verbindlichkeiten und ist eventuell mit anderen Aufnahmeleiter des Sprechers in Kontakt, wo er ebenfalls Optionen hat.

Ich muss kurz vorgreifen: man spricht immer nur kleine Abschnitte- mal größer, mal kleiner -die die CUTTERIN (die für das Synchrone und die Tonspuren zuständig ist) EINGETAKED hat und die man dann in unserem Textbuch wiederfindet. Der TAKE ist DAS Schlagwort schlechthin, auch die Bezahlung erfolgt in Takes. Man bekommt eine Grundgage, die man umgangssprachlich "KOMMENSGELD" nennt, das sind 50 € sowie jedenen einzelnen Take den man macht, bezahlt mit 3,50 (in Berlin zahlen sie weniger: 25+2,50) -unabhängig vom Inhalt, der Länge und der Anforderung. Der kleinst mögliche Take wäre ein "Schniefer","Reaktion","Lachen" oder " Mhmmmm..." , unentbehrliche Sprecher können ihre eigenen Preise zwar auch machen, haben das auch gemacht, aber in der heutigen Zeit wo das Synchrongechäft auch arg gebeutelt ist, ist das nicht so wahnsinnig ratsam.....

Die Aufnahmeleitung muss sich, nachdem das Textbuch also EINGETAKED wurde, jeden einzelnen Take rausschreiben per Computer. Dadurch entstehen TAKEBLÖCKE. Als Beispiel: In einer Folge alle einzelnen Szenen, wo Brenda mit Dylan zusammen spicht-jede Szene hat dann einen Takeblock.
Diese Takeblöcke muss dann der Aufnahmeleiter mit den Terminen der jeweiligen Sprecher in Einklang kriegen. Da die in München ja mehr bezahlen, aber sparen müssen um gegen Berlin noch konkurrieren zu können (Hamburg spielt keine wirkliche Rolle und hat nur sehr wenig Studios) ist irgendwer auf die glorreiche Idee gekommen so die Takes zu machen, das man nur noch alleine spricht und das am Stück. Da hätte mir Beverly lang nicht so viel Spass gemacht, was ja für die Arbeit an sich wieder positiv war. Deswegen war auch unser Regiesseur nie sauer, wenn wir alle da waren und teilweise so rumflachsten, dass wir Aufnahmen geschmissen haben-die gute Stimmung übertrug sich halt auch auf´s Bild....Bild Nur manchmal kam dann ein "Hallo...Leute-Konzentration bitte!"
Um diese ganzen unterschiedlichen Takeblöcke, die der Aufnahmeleiter teilweise auch selbst zusammen stellen muss aus einzelnen Szenen oder gar Folgen (z.B. bei Nat, der da auftaucht, dann dort-der Sprecher soll schließlich nicht einen Satz sprechen und dann jedesmal wieder kommen, sondern auch da stellt man sich einen Block zusammen) mit den Terminen koordinieren kann, schneidet er die Blöcke, die er sich ausgedruckt hat, aus und macht schon mal eine PROBE-DIPOSITIONSLISTE und zwar entweder auf dem Boden oder das wir an die Wand geklebt. Das sieht krrass aus, der ganze Boden oder eben auch die Wand sieht voller Zettel aus-im endeffekt ist das wie puzzeln.
Man will ja möglichst effektiv arbeiten und muss einen ganzen AUFNAHMETAG voll kriegen. Die Wartezeiten der Sprecher zwischen den Aufnahmen sollte auch nicht zu lange sein und er sollte soviel wie´s geht sprechen, da ja jedesmal "Kommen" mit 50 € bezahlt wird- und das alles hängt ganz von dieser DISPOSITIONSLISTE ab, die kurz DISPO genannt wird.

Auf der ersten Seite stehen die ganzen Sprecher drauf und von wann bis wann sie bestellt sind und auf der zweiten Seite steht dann die Folgennummer, daneben die Takenummer und welche Rolle. Diese Dispo liegt dann sowohl im SPRECHERZIMMER ( dem Aufenthaltsraum der Sprecher, wo sie sich Aufhalten wenn sie zwischen den Takes nicht dran kommen und Pausen dadurch haben), als auch direkt im Studio.
Der Sprecher braucht die Dispo zur Orientierung welche Folge er braucht und bei welchem Take es los geht.

Mal ein Beispiel:

1/ 13 ..........Brenda
1/ 14 ..........Brenda
1/ 15 ..........Brenda
1/ 16 ..........Brenda.....Dylan
1/ 17 Kelly....Brenda
1/ 18 Kelly....Brenda

2/ 32 Kelly....Brenda
2/ 34 Kelly....Brenda
2/ 37 Kelly...................Dylan

Teil 5

Ich als Sprecher habe meinen Termin, der jetzt verbindlich ist. Endlich geht es ins Studio.
Im Studio, dass aus zwei getrennten, aber miteinander verbundenen Räumen besteht-einmal das AUFNAHMESTUDIO, dann die REGIE-arbeiten folgende Leute miteinander:
Klar, die Sprecher, eine Cutterin (komischerweise immer eine Frau) und in der Regie der DIALOGREGIESSEUR, oft hat er auch die Bücher dazu geschrieben-Tagesverdienst ca. 500 € (freiberuflich) und der Tonmeister (komischerweise immer ein Mann).
Und so sieht ein Studio aus:
Es gibt nur doppelte Stahltüren, die Wände im Aufnahmestudio sind voller Schaumgummi, die die Form von Eierkartons haben-der Raum muss nämlich absolut SCHALLDICHT sein. Es stehen zwei Stehpulte im Raum, mit jeweils einem Fernsehmonitor, früher übrigens einer kleinen Leinwand. Bei einem Pult allerdings ist ein Vorhang drum rum: das ZELT nennt man diesen Bereich. Dort werden sämtliche AUSSENAUFNAHMEN gemacht. Bei dem Monitor sind seitlich jeweils noch Lampen angebracht: Rot-für "Achtung Aufnahme!", grün für "Keine Aufnahme, man kann reden" und weiss für eventuelle Lichtzeichen, die einem der Tonmeister geben kann.
Am Pult ist jeweils eine kleine Leselampe, die die ganze Zeit über brennt-sonst ist es dunkel. Dann gibt es noch ein paar Knöpfe, die man als Sprecher drücken muss: den Knopf für O-TON, damit kann man sich jederzeit den Take in Original ansehen kann und einen Knopf um diesen O-Ton wieder aus zu stellen. Direkt hinter dem Pult steht das Micro. Auf dem Pult liegt ein Ordner mit mehreren Textbüchern drinnen, dass er so richtig voll ist und natürlich die Dispo. Die anderen Bücher stapeln sich, falls es eine Serie ist, irgendwo am Rand auf dem Boden, damit man da jederzeit Zugriff zu hat. Etwa einen Meter neben dem Pult steht ein großer Tisch an dem die Cutterin, ebenfalls mit Lampe, Bücher, Dispo, aber zusätlich meist noch mit Kaffee und eventuell Naschereien, sitzt.
Wir Sprecher stehen übrigens, obwohl es so Stehstühle gibt, meistens, weil die Spannung einfach nicht die gleiche ist zum Sprechen. Kinder stellen sich auf kleine Prodeste oder sitzen. Man kann als Sprecher etwas mit der Perspektive spielen je nachdem wie man in das Microphon spricht, aber meist ist es gerade und direkt zum Micro. Natürlich liegen da noch lauter Kabel rum unter dem Pult liegen auch noch Kopfhörer, falls gesungen werden muss. Für Beverly waren es Weihnachtslieder.Lautsprecherboxen dürfen natürlich auch nicht fehlen.
Hinten an der Wand, mit dem Rücken zum Sprecher, ist eine riesen Glasscheibe, der Regiesseur (oder natürlich Regiesseurin) und der Tonmeister sitzen dahinter und schauen nach vorne.
Unter dieser Scheibe sind Stühle oder sogar ein Sofa, da kann man sitzen oder fletzten (ist ja dunkel, keiner schaut Bild). Mülli, der Papa-Walsh, ist auch schon mal eingeschlafen....Bild
Neben der Glasscheibe ist die Verbindungstür zur Regie, ebenfalls doppelt.
Der Regieraum, beide Räume haben natürlich auch ihre eigenen Eingänge, sieht abenteuerlich aus: ein riesen elektronik Pult mit lauter Knöpfen, Hebel Schalter, ähnlich wie bei Raumschiff Enterprise, die der Tonmeister bedient, ein kleiner Monitor für den Regiesseur der neben dem Tonmeister sitzt und ein kleines Micro, damit man sich mit den Sprechern und der Cutterin unterhalten kann. Der Regiesseur hat natürlich auch nochmal einen Ordner mit den Büchern, sowie einer Dispo. Dort kann man reden, rauchen etc. aber im Aufnahmeraum natürlich nicht. Und klar: absolutes Handy-Verbot, da sonst die Elektronik gestört wird.
Über den Aussentüren ist auch wieder ein Rotlicht angebracht, damit man weiss, wann man rein darf und wann nicht.
Ich habe mir mal einen Scherz erlaubt, als mich jemand nach meinem Beruf fragte: Da wo ich arbeite brennen überall rote Lichter und meist sehen zwei Männer hinter einer Scheibe zu, was ich mache.....Bild

Teil 6

Nun wißt ihr ja, wie so ein Studio aussieht und könnt es euch gut vorstellen-im endeffekt dasselbe wie ein Musikstudio, das sieht man ja doch manchmal im Fersehen....
A prospos Musikstudio....Wir Beverly-Sprecher hatten auch oft Termine zusammen, sogar ganze Filme wurden einfach mit uns besetzt. Bei solch einem "Gruppentermin" musste ich sogar einmal in einem Film Minni Driver (Ex-Frau von Luke) sprechen -meiner Meinung nach voll daneben, aber egal-das war nicht mein Problem....Jedenfalls waren wir alle zum Werbung sprechen in den Musikstudios von BMG. Der Aufenthaltsraum dort war direkt vor der Studiotür. Als Pause war, sehe ich eine Platte mit leckeren Schnittchen-mhmmmm. Die waren aber leider nicht für uns Bild Da sag ich laut: "Morgen mach ich mir meine eigene Platte" und meine natürlich die Schnittchen! Da kommt der Tonmeister zu mir und meint "Echt? Du singst? Wenn du lust hast, mach ich mit dir eine CD und wir können sie mal hoch zum Produzenten bringen..." Ahhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh! DIE CHANCE-die Sache hatte nur einen Haken: Ich kann NICHT singen Bild Ich war aber echt geplättet und bedankte mich herzlich und er war ganz entäuscht, dass ich die Brotplatte meinte. Wieviele junge Sänger hätten wer weiß was um diese Chance gegeben...tja-läuft manchmal echt blöd Bild
So dass nur mal am Rande.


Man sollte immer mindestens 15 min. früher ins Studio kommen, denn zum einen sind sie manchmal schneller, zum anderen kann man, sofern ein Text im Aufenthaltsraum vorhanden ist, sich seine Takes schon mal ansehen. Oft sind dann Sprecher da die man kennt (große kleine Familie) und es gibt ein großes "Hallo" mit viel Geschnatter.
Sinnvoll ist eine Wasserflasche mit zu nehmen ins
Studio, damit man da immer wieder dran trinken kann und der Mund nicht trocken wird. Auf keinen Fall Kakao, Milch und Schokolade vorher zu sich nehmen- der Hals verschleimt und man kriegt eventuell Probleme. Die Micros sind dermassen empfindlich, dass ich einmal bei einem Termin gefragt wurde: "Sag mal, bist du erkältet?" Ich:"Nein, wieso?" Am Abend lag ich platt......
Ich geh also ins Studio rein zum Pult, schau auf die Dispo, schlage gegebenen Falls das Buch auf und die Takenummer und dann erklärt der Regiesseur um was es geht. Man sieht sich zusammen die Szenen im Original an, damit man weiß wie man spielen muss und dann geht´s auch schon los. In den Textbeispielen seht ihr dann, wie so ein Take genau aussieht. Aus rechtlichen Gründen darf ich euch nicht die Serie und die Folge nennen, aber ich verrate es euch per PN wenn es euch interessiert.
Ich seh mir den Take einmal in O-Ton an, seh mir den Text schnell an, den ich dann auswedig können muss und dann ist auch schon die Aufnahme. Braucht ihr zu lange auf Dauer-seid ihr sehr wahrscheinlich aus dem Geschäft draußen! Optimal ist auf Anhieb, aber 2,3x ist auch o.k.-dann wird´s etwas kritisch, sofern es nicht eine Ausnahme ist, weil es sich um einen schweren Take handelt. Ein schwerer Take ist z.B. lang, ist sehr emotional oder hat mehrere Einsätze.
Auf dem Monitor sieht man bei jedem Take am Anfang Zahlen: 1-2-3-ab 4 ist Bild und Aufnahme.
Während gezählt wird kann man noch Anweisungen entgegen nehmen-einmal hatte ich 3 Leute gleichzeitig auf mich einreden-ich kam mir vor wie bein Boxkampf Bild.
Für Leute, die im Raum anwesend sind, heißt es ab Bild aufhören zu atmen oder es so leise zu tun, dass man absolut nichts mehr hört. Man darf sich auch nicht mehr bewegen-man hört jedes Rascheln und so mancher knurrende Magen hat schon Aufnahmen geschmissen Bild

Teil 7

Die Athmosphäre im Studio ist meist sehr angenehm und komischerweise-aber ich find das super-duzt man sich meistens mit den Kollegen, den Aufnahmeleitern und der Cutterin und je nachdem auch mit dem Regisseur.
Ich habe einmal in einem Walt Disney Film mitgesprochen (George, der aus dem Dschungel kam) und mitbekommen wie streng die sind:
man darf sich vorher den Film nicht ansehen, weil das Tape nicht aus der Hand gegeben werden darf. Ich bin dann extra vorbei gekommen und habe beim Aufnahmeleiter mir das angesehen.
Dann lief immer ein Strich alle 2 sec durchs Bild, dass man ja keine Lust hat, den zu sehen-"toll" für´s synchronisieren....
da spielte ein Elefant mit, der wie ein Hündchen war und sich auch so bewegte-mit Computer gemacht. Dieser Elefant war noch gar nicht fertig gestellt, d.h. da kam statt dessen immer ein Strichmännchen-Elefant angerannt.
Aber das schlimmste: während der ganzen Zeit sitzt ein Supervisor von denen beim Regisseur und passt auf wie ein Schiesshund, dass alles im Interesse von Buana Vista geschieh. In dem Film war das dann auch wirklich so, dass ein Kollege-ähnlich wie bei Dylan- umbesetzt wurde....
Da kommt man sich natürlich permanent vor wie bei einer Prüfung und die Athmosphäre ist nicht mehr so locker....

Die Anweisungen von der Cutterin erhält man direkt, sie sitzt ja gleich in der Nähe. Die des Regisseurs über Micro, manchmal kommt auch technisch was vom Tonmeister wie z.B. sprich mal etwas am Micro vorbei. Er kommt auch manchmal reingerannt und verstell es, wenn es noch nicht richtig passt.

Pausen gibt es nur bei Bandwechsel, der Tonmeister muss dann das Tape auswechseln, das dauert so 5 min. und meist wird eine Rauchpause draus, denn im Gegensatzt zu den Sprechern, die ja immer wieder Pausen haben, weil sie nicht dran sind, sitzen die anderen drei den ganzen Tag im Dunklen.
Und natürlich gibt´s eine Mittagspause von mindestens einer Stunde. Diese Studios sind meistens recht groß mit Schneideräumen, Personalbüros, und...und..und...Deswegen ist da oft eine Kantine und wenn´s nur ne Snackbar ist, ansonsten muss man halt zum nächsten Italiener oder bummelt so die Zeit ab.

Da ja der Beruf von Schauspielern ausgeübt wird, trifft man natürlich auch viele bekannte Gesichter oder umgekehrt: man sieht Leute, die man aus dem Synchron kennt im Fernsehen.
Wichtigste Verhaltensregel: nie nach Autogrammen fragen Bild Am besten so tun, als sei derjenige ganz normal und man kennt ihn nicht, dann wird man als gleichwertiger Kollege behandelt und es ergeben sich vielleicht sogar nette Gespräche.
Nur Dominik (1.David ) scheint es mal etwas übertrieben zu haben: er sprach etwas mit Thomas Gottschalk und tat so, als würde er ihn nicht kennen. Thomas sprach ihn daraufhin sogar an Bild
Als ich 10 Jahre alt war, hab ich zu einem Termin eine Freundin mit genommen und im Sprecherzimmer saß Kommisar Kreindl von der SOKO. Sie saß mit hochrotem Kopf in ihrem Sessel, starrte ihn immer wieder an und kicherte in einer Tour...Bild Menno, sowas ist doch oberpeinlich, also bitte-cool bleiben Bild Bild

Im übrigen weiß ich, sofern ich nicht fest in einer Serie bin oder eine große Rolle in einem Film habe, NICHT was ich sprechen werde. Das dreiste was mir passiert ist, dass das ein Erotikfilm war Bild Aber da war ich sauer, denn das hätte man mir wirklich vorher sagen müssen...Nachdem aber andere Beverly-Sprecher auch da waren, wurd´s dann wenigsten lustig.

Falls ihr wissen wollt, wie "romantisch" Kuss-Szenen übrigens sind:
Man schaut gerade aus auf´s Bild und knutscht seinen Handrücken Bild

Teil 8

Nun mal ein paar Fachbegriffe, die man direkt im Studio benötigt:

Wenn die Cutterin zu einem sagt:

"Auf 4!"
dann bedeutet das, dass ich sofort bei Bildanfang anfange-ich zähle also beim Hochzählen der Takes mit 1-2-3- und start!

"Es überlappt."
es gibt mehrere Tonspuren, die die Cutterin gewissermassen "verwaltet". Ich rede einfach länger als das Bild und komme dadurch eventuell in den nächsten Take rein und überlappe den Satz vom Partner. Sie schiebt dann später die Spuren dahin, wo sie es braucht.

"Das kann ich ziehen."
Wenn ich z.B. vorne ausversehen zu spät angefangen habe, im richtigen Rythmus aber war und dementsprechend hinten etwas zu lange, nimmt die Cutterin es ab und zieht später beim Schneiden diese Tonspur einfach zurück-und voilá es ist wieder synchron."

"Das musst du Vorschlagen."
Das bedeutet der deutsche Text ist gezwungener Maßen etwas zu lang oder die Worte würden nicht richtig in den Mund passen, wenn ich nicht einen Tick früher anfangen würde zu sprechen als es das Bild hergibt.

"Wenn die Maus bei 8 ist"
Unten am Bildrand läuft ein kleiner Balken entlang, der genau zeigt wie lang der Take ist. Ist der Balken am Ende angekommen, ist auch der Take zu ende. Wenn man mitten im Take einen Einsatz hat, orientiert man sich manchmal auch am Balken und dem Timecode. Wenn dann der Balken z.B. bei der 8 im Bild ist oder bei einem Gegenstand im Film, dann weiß ich-jetzt.
Ich kann mich aber auch am Timecode orientieren und bei so und soviel Sekunden starten.

"Du fängst im On an."
On heißt immer, die Rolle die man spricht ist zu sehen.

"Du fängst im On an und gehst dann ins Off"
Off bedeutet, die Rolle ist nicht im Bild, aber man hört sie reden.
In dem Fall sehe ich erst die Figur, sie wird von der Kamera weggezoomt oder geht aus dem Bild, ich muss aber ungestört weiter reden.

"Du bist im Conter und kommst dann ins On"
Conter bedeutet, man sieht zwar die Person, aber nicht ihren Mund...
In dem Fall würde die Rolle vielleicht mit dem Rücken zu mir stehen und dreht sich um. Ich darf nur unterbrechen, wenn die Rolle selber eine Pause macht.

"Das ist auf IT"
Es werden "Internationale Tonspuren" mitgeliefert. Das sind Geräusche, vielleicht Husten, Gesang etc.
Die Cutterin muss immer kontollieren, ob etwas auf IT ist oder nicht, sonst fehlt am Ende was.

"Wir machen eine Schleife"
Schleifen werden vor allem bei Gruppen gemacht, d.h. unabhängig vom Bild, weil es nur um Hintergrundgeräusche wie Gemurmel in einem Klassenzimmer, Pausenhofathmosphäre oder Gelächter geht. Sie nehmen dann unabhängig vom Bild länger als ein Take wäre, den Hintergrund auf und setzten ihn bei Bedarf auch in anderen Stellen oder gar Filmen ein.
Als Cheslie 6 Wochen alt war, musste ich sie einmal mitnehmen, sie weinte irgendwann und es wurde eine Babyweinschleife gemacht und archiviert. Irgendwann fehlt so ein Geheule vielleicht, dann nehmen sie Cheslie´s her....

"Länger als Original"
Der deutsche Satz ist länger, das bedeutet nicht nur Speed geben, sondern auch etwas eventuell überlappen oder auch überhängen, aber so bitte, dass es noch synchron aussieht....

"Auf 4 einen Anatmer"
Bei 1-2-3 wird AUSGEATMET und bei 4 harmonisch mit der Rolle eingeatmet und dann gesprochen.

"Das ist ein A-Take"
Dieser Take muss nicht gemacht werden, denn es wird nicht geredet oder Geräusche wie Husten, Weinen, Lachen, Singen sind auf IT-Band.

"Mach auf 4 eine Reaktion"
Je nachdem was auf dem Bild oben passiert reagiere ich mit z.B. Schreckenslaut, Entrüstung, Freude etc.
Bei Power Rangers waren fast nur Reaktionen...Dafür bekommt man übrigens das gleiche Geld Bild


Im Studio erwarten sie, dass man diese Dinge selber sieht, aber man kann sich absprechen mit der Cutterin, wenn man nicht ganz sicher ist:"War das jetzt auf 4???"
Die Cutterin gibt immer am Ende des Takes ihr o.k. oder sagt "zu breit/zu kurz" Manchmal auch "Zu Beginn war´s o.k., dann wurde es zu kurz und beim dritten Satz hast du aufgeholt und warst zu breit"

"Das war zu breit/zu kurz!"
Zu breit bedeutet man war nicht voller Drogen, sondern zu lang vom synchron-zu kurz, die Rolle plappert munter weiter....

"Ich lass Sprecher-x stehen"
Man hat gemeinsam auf eine Tonspur einen Take gehabt. Der eine hat vergurgt, der andere war gut. Wenn da eine winzige Pause zwischen den beiden Sätzen ist, kommt die Cutterin da später mit der Schere rein und kann das fehlerhafte Teil wegschneiden und ein anderes Band drankleben.
Der Sprecher, der stehen bleibt kann relaxen und muss es nicht nochmal machen, der andere wiederholt auf einem 2. Band aus den oben genannten Gründen.

"Das nehmen wir aufs 3. Band auf"
Das sind nur Infos für den Tonmeister, betreffen uns Sprecher nicht. Die Cutterin muss sich solche Dinge auch in ihr Buch notieren-wichtig dann im Schneideraum.
Wenn mit zwei getrennten Bändern z.B. gearbeitet wird z.B. aufgrund unterschiedlicher Perspektive, kommt jeder einzeln dran. Z.B. Brandon, Brenda, wieder Brandon.....Wenn´s ne schwierigere Szene ist, darf man aber auch hintereinander machen z.B. erst Brandon, dann Brenda.

Der Tonmeister kann Lichtsignal geben, wenn man an einer bestimmten Stelle einsetzten soll und man entweder gepennt hat oder aber der Einsatz etwas schwierig ist-da leuchtet dann die weisse Lampe auf. Man muss dazu sagen, dass der Tonmeister und der Regisseur in ihrem Raum den Vortake mithören oder aber die andere Tonspur des Takes. Wenn ich sofort nach Brandon einsetzten soll, hör ich das nicht, dann ist es sinnvoll mit Signal zu arbeiten.

Falls der "ANSCHLUSS" vom Vortake nicht stimmt (z.B. ein sehr langer Satz musste zweigeteilt werden) kann der Regisseur das auch somit hören und dann muss man das halt nochmal probieren.

Teil 9

Wenn alle Rollen aufgenommen sind, wird in den letzten paar Tagen, meist ein oder zwei, die Massenszenen aufgenommen. Dazu werden ca. 10 Ensemble-Sprecher bestellt.
Das ist z.B. Pausenhofgemurmel, aber auch einzelne Takes, die "ganz normal" aufgenommen werden. Diese Rollen haben aber keinen richtigen Namen, sondern nennen sich z.B. 1.,2. oder 3. Mädchen-aus irgendwelchen Gründen war ich sehr oft 3. Mädchen Bild

Bei den Massenszenen stehen je nach Bedarf bis zu 10 Leute vorm Micro. Das Bild läuft, allerdings werden da mehrere Takes aneinander gehängt, aber man hat keinen Text, sondern sieht sich die Szene an und improvisiert dann. Entweder man spricht mit sich selber oder aber auch mit einem Kollegen, wenn der mitmacht.
Ich erinnere mich, dass bei einem Film zwei Scherzkekse sich bei jeder Szene über einen Rucksack unterhalten haben Bild
Dieses Gerede hört man später nicht mehr! Genauso könnte man leise "Rahbarber" sagen Bild Es gibt aber auch Szenen, wo genau vorgegeben ist, was und wie man etwas sagt. Ein Beispiel ist dieser Protest, als Donna suspendiert werden sollte von ihrer Abschlussprüfung.....
Zum Einsteigen ist dieses Masse sprechen ideal. Man spricht ja mit mehreren, verliert Hemmungen, kann den Ablauf beobachten etc.
Übrigens ist die Stimmung super und man muss nicht so aufpassen wegen Erkälten, früh ins Bett gehen, bestimmte Sachen nicht essen oder trinken, sondern kann´s locker angehen. Die Bezahlung ist aber die selbe!!!!!!

Teil 10

Nun kommen wir dem Ende immer näher.....

Es wurde schon alles synchronisiert-bis auf......
Ja, bis auf fehlende Geräusche!!!!! Z.B. Fussgetrappel, Feuer, etc., sofern sie eben nicht auf IT waren.
Ich konnte das mal live erleben, in der Regel bekommt man diese Dinge nicht mehr mit als Sprecher. Die Produktion hing etwas und als dann Feierabend war, da stand er-der Mann mit einem riesen Koffer. Da mich das sehr interessierte, durfte ich noch etwas bleiben. In diesem Koffer waren lauter Requisiten, wie verschiedene Papiersorten, ein Telefon, Schuhe, Sand etc. Er synchronisierte dann echt Schritte mit diesen Schuhen, allerdings ohne Bild-nur die reine Aufnahme.


Endlich ist alles fertig. Der Film oder die Staffel wird nun von der Cutterin noch bearbeitet, sie schneidet, legt die Tonspuren etc.

Dann geht das ganze mit der Cutterin und dem Tonmeister in die MISCHUNG, der Regisseur und der Redakteur sind auch meist anwesend.

Der Redakteur nimmt dann die Arbeit ab-oder auch nicht, dann müssen Dinge ausgebessert werden. Falls das die Synchronarbeit betrifft-meist geht es um eine Wortwahl, die nicht gewünscht wurde, dewegen macht man vorraussichtlich bei bestimmten Sachen auch schon eine 2. FASSUNG, wenn man schon so das Gefühl hat, das könnte dem Redakteur nicht gefallen- nennt man das "RE-TAKE". Der Sprecher kommt dann extra für einen Take und kassiert dafür natürlich nicht nur den Take nochmal, sondern auch diese Grundgage, dewegen versucht man solche Re-takes tunlichst zu vermeiden, außerdem verzögert sich dann alles und auch so ein Studio ist sehr teuer.....

Nun kann es endlich gesendet werden! Der Sender überlegt sich einen Sendeplatz oder wenn´s um einen Kinofilm geht hat man TRAILER gesprochen, die dann gezeigt werden.

Übrigens unterschreibt man einen GAGENSCHEIN, mit dem tritt man sämtliche Rechte ab!!!!! Allerdings gibt es eine Art Gewerkschaft die für einen Rechte wahrnimmt, die man dann hat, wenn man dort MITGLIED ist. Für Musiker die "Gema"-habt ihr sicher schon mal gehört. Für Sprecher die "GVL" und für die Autoren "VG Wort". Eine fantastische Sache!!! Einmal im Jahr fülle ich lediglich einen Bogen aus mit sämtlichen Sachen die ich gesprochen habe-ausser Werbung-schicke sie samt den Gagenschein im Original dort hin und eventuell ein Hörspiel-Cover, falls-wie bei Beverly-noch ein Hörspiel draus gemacht wurde (damit hatte ich aber nichts mehr zu tun).
Anfang Dezember bekomme ich dann prozentual nochmal Geld und nehme an einer AUSSCHÜTTUNG teil. Es gibt nämlich viele Sprecher, die nicht Mitglied bei der GVL sind und deren Anteil dennoch einkassiert wird (als Pauschale, die der Sender an diese Gema, GVL und VG Wort bezahlt), aber in einen "Topf" kommt und geteilt wird. Das Minimum das man bekommt sind 100 €, und je nachdem wieviel man gearbeitet hat geht die Summe in die paar Tausend!!! Es rentiert sich voll. Beim ersten Mal dachte ich "Soviel wird es schon nicht sein", als ich dann den Brief Anfang Dezember aufmachte schaute ich so: Bild Bild

Teil 11

Die Werbung

Werbung ist total toll zu sprechen. Meist ist es nicht mit Bild, kann aber auch vorkommen.....
Man ist ebenfalls im Studio, meist ein kleineres, manchmal nur ein paar Quadratmeter groß. Man hat nur den Tonmeister neben an dabei und sonst ist man alleine.
man steht auch am Pult, hat den Text, aber keine Dispo und vor allem: man trägt Kopfhörer.
Die Auftraggeber sind in der Regel Studios, die sich auf Werbung spezialisiert haben und die gibt es auch in Frankfurt, Düsseldorf etc.
Natürlich kann auch der Auftraggeber derjenige sein, in dessen Studio man spricht.
Dann gibt es noch den Kunden-eine Werbefirma, die wiederum für einen Kunden- eine Produktfirma arbeitet.
Einer dieser Kunden ist dann auf jedenfall anwesend, wenn nicht sogar beide.Aber ich bekomme davon nichts mit. Manchmal frage ich, bevor es losgeht, wieviel Leute da eigentlich auf der anderen Seite sitzen. Einmal waren es 6....
Das nennt man STANDLEITUNG und man kann sogar noch andere Sprecher mit rein nehmen, das hatte ich für eine Natreen-Werbung. Die Firma war in Frankfurt, die eine Sprecherin in Düsseldorf, die andere in Köln (beide von "Verbotener Liebe" übrigens) und ich in Berlin- und alle konnten über Micro und Kopfhörer sprechen.
Man muss warten, bis alles eingerichtet ist und unterhält sich meist noch mit-wem auch immer-meist weiss ich das gar nicht so genau, blödes Gefühl. Vor allem wenn man nicht weiß wer da alles zu hört. Einmal hatte ein Kunde angefangen mit mir zu labern und ich schwöre-er hat sich angehört wie Dieter Bohlen und war auch aus Hamburg und der 2. Satz war: "Wie siehst du aus" Aber ich habe mich nicht getraut zu fragen, weil ich ja vor " Kunden" doch recht Respekt habe-man will sie ja dem Studio nicht vergraulen....

Na gut, das nur so am Rande...Ich spreche den Text, wenn ich über Kopfhörer das o.k. bekomme. Sie nehmen auf, dann bekomme ich mein Feedback und gute Stellen behalten sie-schlechte mach ich nochmal-also viel einfacher als im Synchron. Bei "Impuls ID" habe ich ca. 50x immer "Impuls ID" in den verschiedensten Versionen gesagt und eine haben sie dann genommen.....Macht voll viel Spass-und: es dauert meist maximal eine halbe Stunde und die durchschnittliche Bezahlung ist 200 € für´s Sprechen, wenn ich wieder kommen muss, weil der Kunde noch was verbessert oder anderes möchte, nochmal 200 € (die Stimme von Eddie Murphy musste für eine "Mon Cherry" Werbung fast 20x kommen, weil sie jedes mal was anderes wollten-er war begeistert Bild). Wenn dieser Spot auf Sendung geht, bekommt man NOCHMAL 200 € !!!!! Und richtig begehrte Sprecher, wie z.B. der "John-Boy"-Sprecher, machen ihre eigenen Preise....

Teil 12

Wie wird man also Sprecher?

Man muss erstmal in unmittelbarer Nähe zu Berlin, München oder Hamburg wohnen.
Dann sollte man Schauspieler sein oder sich wenigstens so nennen Bild
Das wird aber nicht überprüft.....
Man muss absolut dialektfrei und sauber reden können. Die "Bibel" für Sprecher ist der "Kleine Hay", ein Buch mit Sprechübungen, die man mit einem KORKEN im Mund machen sollte.
Bei "Betty und ihren Schwestern" hatte ich Erzähl- Monologe und wenn man viel spricht, ist das sehr anstrengend. Man hat das Gefühl die Zunge wird immer schwerer, wie wenn man was getrunken hätte Bild Ich habe bei den Proben, mit einem Korken die Texte immer wieder übertrieben ordentlich gesprochen und bei den Aufnahmen war´s dann top Bild Also der Korken tut echt wunder....
Man sucht sich Adressen von Synchronfirmen aus-im Scholz-Verlag gibt es ein Künstler-Adressbuch, da stehen unter anderem auch ein paar Synchron-Firmen drin.
Man ruft an, lässt sich mit dem oder die Aufnahmeleiter verbinden und sagt, man würde gerne Synchron-sprechen.
Ach so, ihr müsst natürlich tagsüber flexibel Zeit haben-klar.
Am besten ihr sagt gleich ihr seid Schauspieler, habt aber noch nie Synchronisiert und würdet gerne Masse/Ensemble sprechen.
Und dann seht ihr ja, was raus kommt Bild
Nur nicht schüchtern oder gehemmt vorm Micro sein.
Man muss in der Lage sein, mit seinem Zwerchfell sich abstützen zu können, denn es wird eine gewisse "PRÄSENZ" von der Stimme verlangt. Sonst einfach mal zu einem Sprecht-Trainer oder "Vocal-Coach", so nennt man das heute, glaube ich, gehen und ein paar Stunden nehmen.
Wenn man´s einmal vergurkt im Studio bekommt man keine 2. Chance!

Teil 13

Ein paar wissenswerte Dinge über Synchron:

Wusstet ihr dass.....

....manche Filme oder Serien 2x synchronisiert werden?
Es gibt nämlich sowohl die Filmrechte, ALS AUCH die Synchronrechte. Wenn eine Fernsehanstalt an eine andere verkauft kann es sein, das sie aber die Sync.rechte nicht mitverkauft...Oder aber die Synchronrechte laufen aus-das ist bei Casablanca passiert und es war die Rede davon ihn neu zu sprechen-schrecklich!
Übrigens: "Magnum" wurde in der Tat 2x gemacht-ist es euch aufgefallen?? Nur Thomas Magnum hat seine Stimme behalten, sie war doch zu bekannt und beliebt. Alle anderen Rollen haben neue Sprecher bekommen!!!!

....in Amerika bei Zeichentrickfilmen das Synchronprinzip genau umgekehrt läuft: Erst wird gesprochen und DANN danach gezeichnet.....

...bei traurigen oder lustigen Szenen, wo der Schauspieler weint oder lacht, die Emotionen vom Sprecher nicht vorhanden sein müssen-meist wird es technisch gemacht. Den Unterschied kann man nicht mehr hören, sofern es gut gemacht wurde. Da haben es die Sprecher doch leichter. Man kann in einem Take weinen und gleich im nächsten lachen -ohne grosse Vorbereitung....

...man in der Regel keinerlei Vorteile oder Bevorzugungen hat, wenn man eine Serie oder in einem Film spricht? Ich komme nicht mal kostenlos ins Kino! Nur manchmal, aber sehr selten, wird man mal zu einer Premiere oder Party eingelden. Mir ist es nur einmal passiert: der Film "Hexenjagd" wurde damals bei der Berlinale vorgestellt und ich durfte zur anschliessenden Party kommen, wo der Regisseur, und eben auch fast Winona Ryder, war. Sie hat wegen "Alien 4" es leider doch kurzfristig nicht geschafft, ließ mir aber schöne Grüße ausrichten vom Regisseur...*gähn*
Wir wissen nicht mal wann etwas in die Kinos kommt (kann ein halbes Jahr sogar dauern) oder wann gesendet wird.



So! Meine Reihe über´s Synchron ist hiermit abgeschlossen. Ich hoffe es hat euch viel Spass gemacht und ich bin sicher, ihr habt jetzt den vollen Durchblick Bild
Fragen werden natürlich jederzeit weiterhin beantwortet und wenn mir noch was einfällt, trage ich es nach.
Bis bald ihr Lieben! Bild
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von Mew Mew Boy 16
#145374
Sehr aufschlussreich das ganze, aber es kommt mir jetzt schon aus 2 Forums bekannt vor *g*
von Baby
#154100
Geschrieben hat sies in meinem Forum!! :wink:

Aber inzwischen hab ichs auch schon sonst wo gefunden *lol*