THR: Was ist die Zielgruppe von Comicalypse? Was wir bisher sahen, dürfte den jüngeren Disneyzuschauern ziemlich an die Nieren gehen.
RickyFitts: Ja, für die ist es definitiv nicht gedacht. Wir mussten mit der FSK auch ordentlich über die Freigabe verhandeln. Am Ende ist eine ab 16 Einstufung geworden. Für eine 12er Fassung hätten wir kräftig schneiden und Komprisse eingehen müssen, zu denen ich nicht bereit war. Ich kann mit dieser Einstufung aber gut leben. Comicalypse gehört keinesfalls in den Kinderbereich. Der Humor und die Action haben einen Härtegrad, der eher in die Liga von South Park oder Drawn Together fällt.
THR: Werden die Handlungen wie in oben genannten Beispielen eher abgeschlossen sein?
RickyFitts: Nein, Comicalypse ist ein reinrassiges serial mit einer durchgehenden Storyline. Die Unterteilt sich für unsere erste Staffel gut in sechs Episoden, die jeweils in sich rund sind, aber wir arbeiten auch mit dramatischen Cliffhangern, die absolut zum dranbleiben animieren.
THR: Wie kam es zu dieser grotesken Grundidee?
RickyFitts: Das war eigentlich ein toller Zufall. Ich hab mich vor einer Weile mit ein paar Leuten von Marvel getroffen und hatte eigentlich ein paar ganz andere Ideen in der Tasche. In der gleichen Woche wurde die Übernahme von Marvel durch Disney bekannt, was natürlich auch zur Sprache kam. Im Verlauf der Unterhaltung haben wir angefangen Witze zu machen und zunächst ironisch solchen Comicon-Nerdtalk zu diskutieren. So nach dem Motto: „Wer würde gewinnen: Peter Pan gegen Iron Man? Hulk gegen Herkules? Das Biest gegen Sabertooth?“ Und so weiter. Wir haben uns da immer weiter reingesponnen und Tränen gelacht, bis einer von denen prustend murmelte: „Oh Mann, das wäre doch mal ne Serie wert.“ Es folgte eine gefühlte Minute Schweigen, in der uns die Gesichtszüge entglitten, während uns klar wurde, was wir da gerade vor uns hatten. Keine Stunde später hatten wir eine erste Outline für eine sechs Folgen Staffel, die im Kern schon genau das beinhaltete, was Comicalypse geworden ist.
THR: Wie hat Disney auf diesen Vorschlag reagiert?
RickyFitts: Zuerst geschockt, dann skeptisch. Dann haben wir ihnen die kummulative Zugkraft ihrer ganzen Franchises vorgerechnet und dargelegt wie man auf diesem Weg Entenhausen und co wieder für die 14 bis 29jährigen attraktiv machen kann. Da fingen dann auch deren Augen zu leuchten an (lacht)
THR: Gab es denn Tabus oder Grenzen von deren Seite?
RickyFitts: Wollten sie erst durchsetzen, ja. Aber wir haben ihnen klargemacht, dass ein Format wie Comicalypse ja gerade vom Tabubruch lebt. Es muss radikal und morbide sein. Am Ende haben sie eingesehen, dass Disney etwas mehr Selbstironie in ihren Classic-Franchises mal ganz gut täte. Als wir ihnen das Poster oder Designskizzen eines brennenden Entenhausen zeigten, haben sie aber trotzdem noch ganz schön geschluckt. Aber genau das ist ja eine der gewollten Reaktionen. Den Leuten soll zumindest an mancher Stelle das Lachen auch im Halse stecken bleiben. Vieles ist leichter und alberner Humor, etliche sind verfremdende Meta-Gags, aber an ein paar Stellen wollen wir doch die Dramatik der Storyline unmissverständlich klarmachen. Und die ist eben ziemlich düster.
THR: Den Eindruck haben wir auch gewonnen. Es kursieren gerüchteweise bereits Episodentitel wie „Die Belagerung des Cinderellaschlosses“, „Aus die Maus“ oder „Disneyland ist abgebrannt.“
RickyFitts: Das letzte war eine Idee für ein Teaserposter. Zu den anderen kann ich zu diesem Zeitpunkt noch nichts sagen.
THR: Danke für das Gespräch.