Die Rock Hudson - Dokumentation habe ich mir mal in der Mediathek angesehen. Eigentlich ein interessanter und in seiner Tragik berührender Einblick in die schizophrenen Identitäten, die Hollywood erfindet, in das Thema Homosexualität in Hollywood und die Reaktionen auf das Aufkommen von Aids.
Nachdem ich mir zwei Kritiken durchgelesen habe, die den Film eher verreißen, komme ich aber nicht umhin, den Autoren Recht zu geben bzw. fällt es schwer, ihren Kritikpunkten zu widersprechen. So wird der Film von Hudsons Aids-Erkrankung gerahmt und verwendet viel Zeit auf diese, während sein Doppelleben als versteckter Homosexueller und heterosexueller Leinwandstar den zweiten Schwerpunkt bildet. Ohne Frage ungemein wichtige und unverzichtbare Aspekte, wenn man einen Film über diesen Schauspieler machen möchte, doch stellt sich die Frage, ob man die Kunstfigur Rock Hudson und die Privatperson Roy Fitzgerald (der als Roy Scherer geboren wurde, was im Film nicht erwähnt wird) wirklich darauf reduzieren kann. So wirklich nah kommt man ihm nicht.
Wahrscheinlich aus Budgetgründen konnte man nicht mal Filmausschnitte zeigen, sondern lediglich Ausschnitte aus den Trailern, was für eine Biographie über einen Filmschauspieler, nun ja, kontraproduktiv ist. Wenig ersichtlich außerdem, wie man entschieden hat, auf welche Machwerke man näher eingeht. SECONDS zum Beispiel widmet man sich fokussierter, indem man zwei Schauspieler des Films interviewt. Ich habe keine Ahnung, ob das gerechtfertigt ist, denn ich habe noch keinen Rock Hudson - Film geschaut, aber die Filmauswahl und auch die fehlende Chronologie wirkt relativ beliebig.
Rock Hudsons Liebhaber werden lediglich erwähnt, eine nähere Beschreibung folgt nicht, was auch etwas seltsam wirkt, wenn man sich ansonsten schon so sehr auf sein Doppelleben konzentriert.
Eine politisch-kulturelle Kontextualisierung findet wenig statt, das Erwähnen von anderen homosexuellen Darstellern, die zur selben Zeit in Hollywood arbeiteten, fehlt.
Kritisiert wurden außerdem die random scenes of the beach (und eine Pornoszene als Füllmaterial) und die Hintergrundmusik, die ziemlich plattes Gedudel ist. Hat mich zwar nicht stark gestört, aber ein Indiz für hohe Filmkunst sind diese beiden Elemente wohl auch nicht.
Der Film endet in der Aussage seiner Pressesprecherin, dass er ihre Mousse au chocolat sehr gerne mochte. Eine vollkommene Banalität, die Rock Hudsons/Roy Fitzgeralds Wesen aber irgendwie auf den Punkt bringen soll.
Ich fand die Doku zwar trotzdem sehenswert, da das Thema der Erschaffung einer künstlichen Hollywood-Identität auf der einen und das Unterdrücken der eigentlichen Identität auf der anderen Seite immens interessant ist, die damaligen Reaktionen gegenüber Aids-Erkrankten erschreckend sind und sie durchaus einige interessante und aufschlussreiche Interviews zeigt, aber man hätte wohl noch mehr rausholen können.
Links zu den Reviews:
http://www.hollywoodreporter.com/review ... some-29342
http://variety.com/2010/film/reviews/ro ... 117942291/
http://www.monstersandcritics.com/movie ... 595096.php